Freitag, 15. November 2013

REVIEW: RENÉ BIDMON - NECROPHILE PASSION SCORE (Score, 2013)





Der dramatische und tiefgründige Extremfilm „Necrophile Passion“ ist derzeit in aller Munde. Das Ausnahmewerk von Indiefilmer und Krake Tom Heidenberg wurde von mehreren Reviewern, unter anderem auch von TM, nicht zuletzt aufgrund seiner grandiosen Atmosphäre sehr positiv aufgenommen. Diese wird vor allem erzielt durch den Score des talentierten, ambitionierten Musikers und Scorecomposers René Bidmon. Dieser wurde nun vom hauseigenen Label "Pray for Pain Records" auf CD gepresst und ist online beim Macher zu beziehen. Auf 11 Tracks mit zusammen einer Stunde Spielzeit, zeigt Bidmon, dass seine Arbeit auch ohne den dazugehörigen Film vollends überzeugen kann.




Das „Theme“ startet mit langsamen, streicherartigen Klängen, welche, von dezenten Synthesizern überlegt, eine bedrohliche, aber dennoch anziehende Wirkung entfalten. Als ein martialischer Rhythmus und eine etwas technoartige Melodie einstimmen, wird das Geschehen etwas strukturierter und musikalischer, ohne jedoch seinen bedrohlichen, tiefbösen Grundtenor zu verlieren. Über die Laufzeit hinweg baut sich ein enormes Klanggefilde aus Variationen, neuen Untertönen und Melodien auf, sodass sich das musikalische Angebot immer erweitert, ohne jedoch seine treibende Kraft einzubüßen. Der nächste Track „Necrologue“ verfolgt eine etwas andere Strategie. Hier ist weniger mehr und die eingängigen Melodien des ersten Tracks weichen einem düsteren Dark Ambient Stil, welcher jedoch in seiner Zurückhaltung so sehr an Aussage gewinnt, dass man „Necrologue“ als einen der stärksten Titel betrachten kann. Eine gewisse Mystik und Kälte liegt in den düsteren Melodien, welche über die 9 Minuten Spielzeit eine hohe Intensität aufbauen und den Hörer absolut vereinnahmen.

                                                                               

Dann folgt mit „Pain“ eines der vielschichtigsten Stücke der CD. Ein melancholisches, aber wunderschönes, orchestrales Grundthema zieht sich durch die gesamten 10 Minuten, wird aber teilweise durch die bedrohlichen Sounds, welche man aus den Vorgängern kennt, unterbrochen bzw. begleitet. Auch die orchestralen Teile selbst gewinnen an Dynamik und Dramatik, sodass der Melancholie, die „Pain“ zugrunde liegt, auch die Drastik des Filmes wiederzugeben vermag. Ähnlich verhält es sich mit „Isolation“. Ein verzerrter Synthesizer stimmt einen auf den Track ein, bis dann wieder die aus dem ersten Track bekannten Beats und leicht technolastigen Melodien Einzug finden. Durch den verzerrteren, aggressiveren Klang und den absoluten Minimalismus, der zwischen den musikalischeren Passagen herrscht, ist „Isolation“ um einiges härter und kerniger als es der ähnlich veranlagte erste Track war. 

René Bidmon (links im Bild) und Logge1002 von "Cyberpunk Kaiju Experimentalworld" nach dem Anhören der neuen Lady Gaga CD. Logge1002 zum neuen Werk: "Der Hammer, einfach Gaga!"




Nachdem der, mit etwa fünf Minuten Spielzeit deutlich kürzere, Track „Love“ weiterhin auf sehr gekonnte Art Orchestrales mit Martialischem verbindet, fängt „Hate“ mit einem absoluten Feuerwerk an. Brechende Rythmen und eine düstere, diabolische Melodie machen den Anfang, weichen jedoch nach einigen Minuten einem obskuren, minimalistischen Klanggefilde, welches in seiner Verschrobenheit und seiner Zurückhaltung etwas an „Necrologue“ erinnert. Zwar wird das Lied gegen Ende etwas melodischer und strukturierter, doch bleibt eine gewollt schleppende, angenehm düstere Grundstimmung erhalten. Dies findet im Titel „Aftermath“ seine Vollendung. Verzerrte, in Industrial Gefilde abtauchende Klänge erzeugen ein Gefühl von absoluter Hilflosigkeit und Entartung und stellen wieder einen Höhepunkt innerhalb der ausfallfreien Score CD dar. Der eigentliche Soundtrack endet mit dem rockig anmutenden „What’s your Passion?“, in welchen Bidmons Gespür für gute Klänge und eingängige Beats wieder gewahr wird. Ein gelungener Ausklang!



Als Bonus  gibt es noch die drei Tracks „Wartanic March“, „Escape“ und „Hall of Secrets“, welche wieder etwas rythumslastiger und eingängiger ausgefallen sind. Auch hier voller Erfolg!


Fazit: René Bidmon kann auf Albumlänge vollends überzeugen und zeigt, dass er ein starker Komponist und Musiker ist, dessen Kreationen auch ohne die dazugehörigen Filme begeistern können. Zwischen Dark Ambient, rockigen Passagen und EBM Beats hin und herwechselnd, ist der Score von „Necrophile Passion“ ein facettenreiches, düsteres und trotz aller Komplexität eingängiges Werk eines aufstrebenden Komponisten, dessen Kreationen denen der „Großen“ in nichts, aber auch wirklich nichts, nachstehen.

Pray for Pain Records

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