Freitag, 11. Oktober 2013

REVIEW: HUMAN LARVAE - WOMB WORSHIP (Noise, 2013)





Human Larvae ist ein Name, den Noise- und Post- Industrial Fans sicherlich nicht zum ersten Mal hören. Das Ein-Mann Projekt rund um Daniel Burfoot hat es in den fünf Jahren geschafft, durch seine Releases durchgehend zu überzeugen und emotionalen, starken und intelligent strukturierten Noise zu spielen, welcher aus der Masse an Releases meilenweit heraussticht. Nach der Veröffentlichung von „What Lies Ahead“ (Unrest Productions) wurde es ruhig um Human Larvae, welcher jedoch generell nicht zu den Künstlern gehört, welche im Minutentakt Releases auf den Markt werfen. Man merkt jedem seiner Alben an, wie viel Planung darin steckt und welchen Reifeprozess es durchschritten hat. Demzufolge war ich sehr erfreut als ich hörte, dass das deutsche Label L.White Records den neusten Streich „Womb Worship“ herausbringen würde. 




Schon der erste Track „Perdition From The Virgins Mouth” ist eine wahre Wonne und zeigt, dass Human Larvae seinen Stil beibehalten und verfeinert hat. Durchdachte, strukturierte Elemente vermischen sich mit dezenten, aber wirkungsvollen harshen Klängen, begleitet von der gelungenen Vocalperformance, welche man schon aus früheren Veröffentlichungen kennt. Je länger der Track läuft, desto mehr vermag er ein Gefühl von Aggression aufzubauen, ohne sich jedoch in reinem Harsh Noise zu verlieren. Nach einem zurückhaltenden, fast schon in Ambient Gefilde überschwappenden Zwischenspiel, folgt „Slave to Violence“, ein Track, der die Tugenden des Openers noch weiter ausbaut und niedrige, warme Frequenzen mit harten, verzerrten Harsh Noise Elementen vermischt. Der Song gewinnt über die Laufzeit hinweg stark an Dynamik und wirkt, nicht zuletzt wegen der noch kernigeren Vocals, sehr emotional und bombastisch. Obwohl sich die Schwerpunkte oftmals verlagern, lässt Human Larvae nicht zu, dass ein Klang die Oberhand ergreift und die anderen ausblendet. Die Stärke entsteht aufgrund der Tatsache, dass er die einzelnen Teilaspekte auf geschickte Art übereinanderzulegen weiß, der Wiedererkennungswert liegt im Zwischenspiel. Dies kommt vor allem beim nächsten Track „Entwined In The Umbilical Noose“  zur Geltung. Hier gesellen sich pulsierende, analoge Synthesizer Klänge zu knarrenden Türgeräuschen (?) und drone-artig ausgebreiteten Verzerrungen. Gerade in diesem gesangsfreien Track kommt das starke Konzept hinter dem Klang außerordentlich gut zum Vorschein. 



Die Subtilität des vierten Tracks vermischt sich in „Methods of Possession“ mit der vocalgetragenen Aggression von „Slave to Violence“. Mittlerweile hat man verstanden, mit welchen Mitteln der Künstler hantiert und warum „Womb Worship“ so ein starkes Werk ist. Das Album ist nicht nur perfekt konzipiert, sondern auch ein gelungenes Wechselspiel zwischen brachialem Krach und Zurückhaltung, zwischen einer feinen, melancholischen Note und purer Aggression. Auf diese Art kann Human Larvae nicht nur eine unverkennbare Emotionalität erzeugen, sondern auch Vielfalt schaffen. Die Übergänge sind hierbei so fließend, dass man trotz der teilweise sehr verschiedenartigen Sounds oftmals keinen Schnitt ausmachen kann. Alles wirkt so homogen und ausgefeilt, dass „Womb Worship“ quasi wie ein zusammenhängender Klangteppich erscheint. Trotz der hohen Stimmigkeit, hat jeder Track seine eigene Identität. In „Obsession Intermezzo II“ finden sich zum Beispiel nur träumerische, sanfte Synthieklänge wieder. Der darauffolgende Titeltrack „Womb Worship“ wird eingeleitet von einer schmutzigen, verzerrten Baseline, welche sich durch den gesamten Song zieht. Dieses Lied könnte das dichteste und atmosphärischste des gesamten Albums und zugleich sein Höhepunkt sein. Der warme Unterton, die metallischen Percussionelemente das Gekreische Human Larvae’s, alles wirkt so perfekt durchdacht und dennoch 100% organisch. Ein würdiger Abschluss für ein grandioses Album!

Fazit: „Womb Worship“ ist eines der interessantesten Noise Releases, welches uns das Jahr 2013 beschert hat. Aggressiv, warm, durchdacht und thematisch stimmig, erstrahlt das neuste Werk Human Larvae’s in voller Pracht und vermengt mehrere Einflüsse zu einem wahnsinnig dichten, bombastischen Gesamtkunstwerk. Human Larvae beschreitet neue Pfade und bleibt dabei selbstsicher. „Womb Worship“ ist ein absolut empfehlenswertes Album, in meinen Augen sogar das reifste und beste, das dieses Künstler je veröffentlicht hat.

Die CD ist bei L. White Records erhältlich. Sie ist verpackt in einer stabilen Papphülle, auf welcher das sehr effektive Artwork sehr gut zur Geltung kommt.

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